Um sich ein umfassendes Bild über die Kosten und Strukturen der Abfallentsorgung im Landkreis Berchtesgadener Land zu machen, besuchte die Kreistagsfraktion der Freien Wähler gemeinsam mit Mitgliedern aus den Ortsverbänden kürzlich die Firma Schauer in Moosham bei Laufen. Das Unternehmen betreibt im Auftrag des Landkreises einen der zentralen Wertstoffhöfe, der allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht. Kleinmengen an Wertstoffen können dort größtenteils kostenfrei entsorgt werden.
Geschäftsführer Karl-Heinz Schauer informierte die Besuchergruppe über die Entwicklung seines Betriebs – von der landwirtschaftlichen Herkunft über die Übernahme der Hausmüllentsorgung ab 1979 für die Gemeinden Saaldorf-Surheim und Laufen bis hin zur heutigen Tätigkeit für den gesamten Landkreis. Auf dem Gelände in Moosham werden angelieferte Abfälle vorsortiert und anschließend entweder zur Wiederverwertung oder zur Entsorgung weitertransportiert – ein logistisch aufwändiger Prozess, der einen entsprechend großen Fuhrpark erfordert.
Die Teilnehmer der Besichtigung konnten sich vor Ort davon überzeugen, dass das Angebot rege genutzt wird: Am Besuchstag herrschte reges Kommen und Gehen.
Einigkeit herrschte in der Gruppe darüber, dass das Holsystem – insbesondere für Altpapier und die Gelben Säcke – aus ökologischer Sicht dem in anderen Landkreisen teilweise praktizierten Bringsystem vorzuziehen ist. Eine hohe Recyclingquote könne nur erreicht werden, wenn die Materialien direkt bei den Bürgerinnen und Bürgern abgeholt würden. Würde jeder selbst zum Wertstoffhof fahren und dort trennen, sei dies deutlich weniger effizient.
Allerdings hat dieser Service auch seinen Preis. Mit der zum 1. Juli 2024 in Kraft tretenden neuen Abfallgebührensatzung wurden die Gebühren für Haushalte und Betriebe zum Teil deutlich angehoben. Der derzeit gültige Kalkulationszeitraum endet zum 31. Dezember 2026. Für die Folgejahre müssen die Kosten für die Abfallwirtschaft neu kalkuliert und die Gebühren gegebenenfalls angepasst werden.
Vor diesem Hintergrund hat die Kreistagsfraktion der Freien Wähler bereits im Mai ein Auskunftsersuchen an Landrat Bernhard Kern gerichtet. Gefragt wurde nach dem aktuellen Sachstand zur Weiterentwicklung des Abfallwirtschaftskonzepts sowie zu bestehenden Verträgen mit den beauftragten Entsorgungsunternehmen. Ziel ist es, frühzeitig Handlungsoptionen aufzuzeigen, um möglichen weiteren Kostensteigerungen für die Bürgerinnen und Bürger noch vor Ablauf des Kalkulationszeitraums entgegenzuwirken. Eine Antwort auf das Auskunftsersuchen liegt der Fraktion bislang allerdings nicht vor.