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Gisela Kaniber, 1. Vorsitzende der FWG Bad Reichenhall, begrüßt die zahlreichen Besucher und ehrt zu Beginn des Abends zwei langjährige Mitglieder der FWG, Gerhard Fuchs (30 Jahre) und Günter Hüttl (30 Jahre) und bedankt sich für die langjährige Treue mit einem kleinen Geschenk. Danach begrüßt sie den Referenten des Abends, Herrn Stadtrat Rainer Hüller und übergibt ihm das Wort.

Herr Hüller bedankt sich für die Einladung und stellt einige anwesende Kolleginnen der Einrichtung Jonathan Soziale Arbeit vor. Jonathan führt momentan an insgesamt 11 Schulen eine Nachmittagsbetreuung durch. Seit ca. 20 Jahren arbeitet Rainer Hüller im Bereich der Nachmittagsbetreuung und muss sich immer wieder mal zu Meinungen, wie „des brauchts doch ned“ oder „des is net notwendig“ rechtfertigen.

Er beginnt mit einem Rückblick auf die Entwicklung der OGTS. Grund, die Nachmittagsbetreuung an Schulen einzuführen war sicherlich der erhöhte Betreuungsbedarf bei oftmals Alleinerziehenden oder auch wenn beide Eltern berufstätig sind, aber auch die eher mäßigen Ergebnisse deutscher Schüler bei den regelmäßig stattfindenden Pisa-Studien. Mit Blick über die Grenzen nannte er Finnland, häufig Sieger der Pisa-Studien. In Finnland besuchen alle Schüler neun Jahre lang eine Gesamtschule mit einer Nachmittagsbetreuung in der die Hausaufgaben zusammen mit Lehrkräften erledigt werden. Das Mittagessen wird vom Staat bezahlt. In mehreren anderen europäischen Ländern ist die Schulnachmittagsbetreuung ebenso gut organisiert.

In Deutschland ist die Schulbildung Angelegenheit der jeweiligen Landesregierung. Kinderbetreuung und Jugendhilfe nach dem SGB VIII fällt in den Bereich der Bundespolitik. Seit ca. 2002 gibt es in Bayern die ersten Nachmittagsbetreuungen an Schulen. Die Grund- und Mittelschule Piding, die Grundschule Berchtesgaden und die Grundschule Heilingbrunnerstraße in Bad Reichenhall waren die ersten, die diese Nachmittagsbetreuung umgesetzt haben.

Aktuell besuchen in Bayern 60 % der Schüler eine Nachmittagsbetreuung, im Landkreis BGL sind es von ca. 3.900 Grundschülern etwa 1.250, in Bad Reichenhall etwa 400 Schüler.

In manchen Gemeinden gibt es an Grundschulen immer noch die Mittagsbetreuung, die für die Eltern kostenpflichtig ist. Hauptsächlich aber wird an unseren Regel- und Weiterführenden Schulen die sogenannte Offene Ganztagsschule (OGTS) für die Jahrgangsstufen 1 – 10 angeboten. Zusätzlich gibt es an manchen Schulen auch die gebundene Ganztagsschule, die sich jeweils nur auf eine Jahrgangsstufe bzw. eine Klasse beschränkt.

Erfreulicher Weise wird an allen Schulen in Bad Reichenhall eine sehr gute Nachmittagsbetreuung angeboten. Allein die ständig wachsende Nachfrage zeigt, dass dort eine sehr hohe pädagogische Qualität geboten wird. Die 2022 fertiggestellten Räumlichkeiten an der Grundschule Marzoll können schon heute nicht mehr alle Nachmittagskinder unterbringen. So werden aktuell die Kinder der Kurzgruppen in den Unterrichtsräumen der Schule betreut.

Dieses Betreuungsangebot an den Reichenhaller Schulen kostet die Stadt als Sachaufwandsträger eine große Stange Geld, da die vom Land Bayern gezahlten Fördermittel bei weitem für eine ordentliche Finanzierung (hauptsächlich Personalkosten) nicht ausreichen.

Nochmal frägt Herr Hüller „brauchts das“ und gibt gleich die Antwort „auf alle Fälle“. Wir sollten möglichst viel Geld in die Schulbildung stecken, nicht alle Eltern können ihre Kinder so unterstützen, wie es notwendig ist. Uns fehlen an allen Ecken Fachkräfte, mit der Nachmittagsbetreuung können manche Eltern wieder ins Berufsleben einsteigen und in der Nachmittagsbetreuung erfahren unsere Kinder Erziehung, Wertevermittlung, Förderung der Sozialkompetenz. „Wo kann Toleranz, Rücksichtnahme auf Andere, ein angemessenes Sozialverhalten besser geübt werden als in einer Gruppe.“

In der Praxis führt Herr Hüller aus, ist die Arbeit nicht immer leicht. Es muss eine gute Zusammenarbeit zwischen der Schulleitung, dem Lehrerkollegium und den Mitarbeitern der OGTS geben. Ebenso sind eigene Räumlichkeiten für eine Nachmittagsbetreuung mehr als wünschenswert. Dass dieser Wunsch nicht überall und sofort erfüllt werden kann ist nachvollziehbar.

Nun gibt Herr Hüller noch einen Ausblick auf die Zukunft. Ab 2026/27 gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf Nachmittagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter, welcher zunächst für Erstklässler gilt und weiter bis zum Schuljahr 2029/30 für alle Kinder der 1. bis 4. Klassenstufe. Leider gibt es dazu noch überhaupt keine Durchführungsbestimmungen vom zuständigen Kultusministerium, obwohl dem Ministerium doch bewusst sein müsste, dass für die Umsetzung dieser angedachten Angebote ausreichend Zeit für eine angemessene Vorbereitung sein müsste. Geplant ist eine Betreuung 5 Tage die Woche bis 18 Uhr, auch in den Ferien mit einer Jahresschließzeit von maximal vier Wochen.

Herr Hüller beendet hiermit seinen Vortrag und steht noch für Fragen zur Verfügung. Es kommen von den Anwesenden viele Detailfragen was zu einem spannenden Gedankenaustausch führt, der mit der Bemerkung eines Besuchers „die Geschichte der OGTS ist schon eine Erfolgsstory“ endet.

Um 20.15 Uhr bedankt sich die Vorsitzende Gisela Kaniber bei Herrn Hüller mit einem Geschenk und die Anwesenden lassen den Abend bei gemütlichen Gesprächen ausklingen.

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Im Bild: 1. Vorsitzende Gisela Kaniber und der Referent Herr Hüller

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