Am 26.02.2020 lud die FWG Heimatliste Freilassing erstmals zum politischen Aschermittwoch in den Wieninger Bräu zu Freilassing. Das Lokal war voll, neben den Bürgermeisterkandidaten Wagner und Längst waren auch weitere, tapfere Besucher von außerhalb der FWG gekommen um zu sehen, ob sie doch hoffentlich in der von „Rathaus-Putzfrau“ Bettina Oestreich und vom „Brauerei-stotternden Fremdbier-Autisten“ Thomas Ehrmann vorgetragenen Geschichten einen kleinen Part ergattern konnten.
Der kurzweilige Abend brachte dann eine teilweise scharf gewürzte Mischung aus Stadtratsarbeit als politische Satire und „Aschermittwochs-Dablecka“. Auf hohem Niveau wurden dann von der „Boing Bettina“, so liebevoll genannt vom Salzburger Flughafenmanagement und nebenberuflichen „Rathaus-Putzfrau“, im Duett mit Thomas Ehrmann so allerlei Dinge vorgetragen, die eine „Rathaus-Putzfrau“ beim täglichen „Lauschangriff“, also beim putzen, eben so aufschnappt. Und die hatten es in sich. Hat doch die „Rathaus-Putzfrau“ wohl mehr Informationen zur Verfügung als sie ein Stadtrat zu Freilassing jemals bekommen könnte.
Nach der launigen Begrüßung durch Bettina Oestreich und Thomas Ehrmann machten sich die beiden abwechselnd und gut abgestimmt über die Freilassinger Themenlandschaft her. Vom Fluglärm ging es dann sogleich zum Grundgesetz. Der Flatscher’sche Gleichbehandlungsgrundsatz wurde mit Hilfe von Liedtexten von Wolfgang Ambros‘ Connections und Reinhard Fendrich’s Tango Korrupti sehr anschaulich dargestellt. Sozusagen hätte man in Sizilien den Matulusgarten auch nicht besser hinbekommen, denn wie in Sizilien gilt auch in Freilassing, Regeln sind dafür da, um gebrochen zu werden.
Am nach Freilassing emigrierten Berliner Thomas Wagner wurde dann die vorbildliche Integrationsleistung der Freilassinger aufgezeigt, lassen die es doch zu, dass ein Berliner der besser russisch als bayerisch sprechen kann, doch hier als Bürgermeister kandidieren darf.
Nicht fehlen durfte auch die Sauerstoffversorgung in der vom ehemaligen Bauamtsleiter konzipierten Mittelschule. Um die schädlichen Auswirkungen des Ex-Bauamtsleiters-Konzepts zu minimieren wird jetzt erstmal anders gemessen. Zweitens dürfen die Kinder nur mehr viermal in der Minute ein- und ausatmen. Zum dritten wird auf Antrag der Grünen in jedem Klassenzimmer ein Baum gepflanzt, und zu guter Letzt gibt es keine Hülsenfrüchte oder Bohneneintopf mehr, weil Gutachter festgestellt haben, dass der CO2-Anteil nach solchen Speisen eine halbe Stunde nach dem Mittagessen sprunghaft ansteigt.
Kurz ging es dann nochmal zur Planungsgeschichte Lärmschutzbebauung, musste doch da der einheimische Bauträger seine Sicht auf das Flatscher‘sche Grundgesetz auch nochmal ergänzen, heißt es doch wohl, „… sei gut Freund mit Hillebrand, dann setzt Du in Freilassing kein Bauprojekt mehr in den Sand.“ Natürlich durfte auch die neumoderne städtische Steingartenlandschaft im Vortrag nicht fehlen. Sagte doch Thomas Ehrmann, dass auch Anrufe beim Bürgermeister und der Oberbürgermeisterin Schenk zu diesem Thema nichts gebracht haben, ist doch hier in Freilassing grundsätzlich keiner für nichts verantwortlich.
Auch ein wenig Mathematik durfte nicht fehlen. Und Transparenz. Weil, wenn im Freilassinger Rathaus „Transparenz“ kein Fremdwort wäre, müsste man ja irgendwie rausbekommen, warum in einem trockenen, langen Sommer im Freilassinger Klärwerk doppelt soviel Wasser angekommen ist als man doch im Pattinger Brunnen gefördert hat. Was ja nur heißen kann: Richtig, da wird von außerhalb „zugliefert!“
Weil die Schaffung alternativer Fakten gegen Mathematik und Logik denn eine sehr hohe Kunst ist, gilt es auch, diese Arbeit gerecht zu entlohnen. Da wird dann schnell mal hochgestuft in Regionen, für die es eigentlich einen Akademiker braucht. Aber die Frau Oberbürgermeisterin ist in ihren Wortspielen bei der Schaffung alternativer Fakten so genial, dass der Bürgermeister allein darin schon die Berechtigung zur Hochstufung sieht.
Wobei auch die Frage gestellt wurde, gibt es im Freilassinger Rathaus überhaupt Führung? Ja, die gibt es tatsächlich. Es funktioniert wohl so wie in einer alten Ehe. Der Mann meint er denkt, die Frau Oberbürgermeister aber lenkt.
Natürlich durfte literarisch an Fifty shades of grey aufbereitet, der Freilassinger Bahnhof mit dem Ramsauer-Kloo-Modul nicht fehlen. Es wird wohl noch etwas dauern bis hier was weiter geht. Aber beim Berliner Flughafen geht es auch nicht viel schneller.
Die Bürgermeisterkandidaten wurden dann noch mit ein paar Wortspielen bedacht um langsam zum Ende kommend, mit Radio Eriwan die Frage des Freilassinger barrierefreien Paralleluniversums zu klären. Da es Radio Eriwan im Prinzip nicht mehr gibt, muss diese Aufgabe im Prinzip der Peter „Radio“ Kriwan erledigen. In diesem „Radio“ Kriwan wird jede Fragestellung im Wahlkampf kommentiert. Die Antwort auf gestellte Fragen beginnt immer mit: „Im Prinzip ja, aber selbst habe ich es noch nicht gesehen, grundsätzlich weiß „Radio“ Kriwan aber alles……“
Leider lässt sich ein fast zweistündiges Zwerchfellfeuerwerk nicht auf so wenige Zeile pressen. Es war ein schöner Abend. Für so manchen auch ein harter Abend. Aber es hielt sich soweit im Rahmen, die vorsichtshalber bereitgelegten Schutzwesten und Schutzhelme für die „Boing-Bettina“ Oestreich und den „Fremdbier-Autisten“ Thomas Ehrmann wurden dann doch nicht gebraucht.